Origata - oder die Sprache ohne Worte
Aufgrund diverser Workshop-Vorbereitungen habe ich mich intensiver mit Origata auseinandergesetzt. Übersetzt wird es oft mit ‚die Kunst des Verpackens‘. Diese recht rationale Übersetzung ist vielleicht dem geschuldet, dass Wörter oft nicht so einfach das Wesentliche erfassen können, dass kulturelle Übersetzung manchmal ziemlich viele Wörter braucht, um zum Wesen vorzustossen.
Ich kann nicht Japanisch, Schrift, Sprache und Kultur werden mir ein Rätsel bleiben. Ich habe lediglich seit Jahren immer wieder japanische Origami-Diagramme vor mir, die oft mit relativ viel Text ergänzt sind, deren Bedeutung ich falttechnisch auch ohne den Text verstehe.
Warum also wird ein gut verständliches Diagramm mit so viel Text ergänzt?
Diese Frage stellte ich einer Japanerin, die seit Jahren in Deutschland lebt, die beide Sprachen und beide Kulturen kennt. ‘Das ist nicht wichtig‘, bekam ich zur Antwort und war so schlau wie zuvor.
Unterdessen hat google dieses Übersetzungstool, das mir einzelne Wörter und Satzteile übersetzt, deren Zusammenhang sich mir nur nach und nach erschliesst: Von Sorgfalt ist die Rede, dazu höfliche Floskeln, wie ich das Papier in die Hand nehmen soll.
In der Einleitung zu einem Buch über Origata finde ich dann einen etwas aufschlussreicheren Text, frei übersetzt ist da zu lesen: ‚Ein Geschenk kann nicht vom Leben getrennt werden und die Kraft, die durch die Arbeit des Verpackens investiert wird, ist Teil des Geschenks‘. Oder: ‚Ein Geschenk ist nicht der Wert an sich, vielmehr ist es die Zuwendung zu einem Menschen durch die Art des Verpackens.‘
Ich bin mir ziemlich sicher, dass das, was auf Deutsch ziemlich plump daher kommt, im Japanischen sehr poetisch ausgedrückt wird. Weil diese rudimentären Übersetzungen im Zusammenhang mit Origata und Origami allgemein in mir etwas anklingen lassen erfahre ich einmal mehr, dass Origami eine eigene Sprache ist die sich dem Menschen erschliesst, der sich damit auseinandersetzt.