Fröbel und die Falten
Er war mir immer etwas suspekt, dieser alte Herr, der als Begründer des Kindergartens gilt: Friedrich Fröbel 1782 - 1852, deutscher Pädagoge mit einer bewegten Lebensgeschichte. Sein Ansatz zum Verständnis und zur Förderung frühkindlicher Entwicklung war neu und ist in Teilen bis heute aktuell.
Für die spielerische Entwicklung in der frühen Kindheit entwickelte Fröbel die verschiedenen ‚Gaben‘, den spielerischen Umgang mit verschiedenen Materialien und Techniken.
Wer sich mit Origami auseinndersetzt, trifft irgendwann auf Fröbels Schönheitsformen und den Fröbelstern. Ich konnte mir nie vorstellen, wie diese Faltungen je für den Kindergarten entwickelt wurden - bis mir die vergangene Origami-Didaktiktagung einen neuen Blick auf die Thematik verschaffte.
Obwohl Fröbel ein begabter Zeichner war, gibt es keine einzige Origami-Anleitung, die auf ihn zurückzuführen wäre. Das mag erstaunen, war doch der Umgang mit Papier eines der zentralen Anliegen in seiner Pädagogik.
Erst im Laufe der Tagung habe ich begriffen, dass es bei Fröbels Faltereien nicht darum geht, ein bestimmtes Resultat zu erreichen, ein vorgegebenes Objekt zu falten - sondern vielmehr um den Umgang mit einem Werkstoff, um das Handwerk, die Haptik, um Ästhetik und Phantasie. Die Kinder wurden angeleitet, eine Grundform zu falten und ermutigt, daraus selber etwas zu gestalten.
Mit dieser Erkenntnis ist mir Fröbel auf einmal sehr nah: oft reicht es mir nicht, ein ansprechendes Modell nachzufalten. Ich will verstehen, warum es funktioniert, will Zusammenhänge sehen und mein Handwerk verbessern.
Aus diesem Bedürfnis ist das kürzlich lancierte zoom-Format Origami Grundlagen entstanden: den Falten nachspüren, sich weiter entwickeln, weil man etwas begriffen hat, was sich in diversen Objekten anwenden lässt.
So bleibe ich gespannt, wo die Falten im Papier hinführen, während sich die Gesichtsfalten ganz selbständig mehren.